DFG-Projekt "Eheprozesse vor dem Freisinger Offizialat im späten Mittelalter"
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Projektvorhaben

Die Akten geistlicher Gerichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit stehen wegen der in ihnen behandelten Ehefälle im Zentrum des Interesses der internationalen Forschung, doch ist das Gericht der Diözese Freising fast unbeachtet geblieben. Die Freisinger Offizialatsakten stellen nicht nur den seriell umfangreichsten Bestand an geistlichen Gerichtsakten dar, der aus dem Deutschen Sprachraum für das 15. und beginnende 16. Jahrhundert erhalten ist, sie ragen auch im europäischen Vergleich durch ihre beispiellose Informationsfülle hervor. Durch die Überlieferung von Prozessschriftgut, Protokollen von Zeugenvernehmungen und original beigelegtem Beweismaterial, wie Liebesbriefen oder medizinischen Gutachten, gewähren sie einen einzigartigen Einblick in die gerichtlichen Abläufe und vermitteln plastische Informationen zu Mentalität und Lebenswelt am Ende des Mittelalters, insbesondere zum Verhältnis der Geschlechter (Sexualität, uneheliche Schwangerschaft, Gewalt in der Ehe, familiäre Einbindung von Paaren, usw.). Das Projekt soll die Bände der Jahre 1424/1462 bis 1526 nach personen-, prozess- und inhaltsbezogenen Kriterien erschließen, sie für interdisziplinäre Forschungen zugänglich machen durch eine internetbasierte Datenbank, deren langfristige Pflege durch die Archive, in denen die Akten lagern, gesichert wird, und ihre Aussagekraft exemplarisch durch zwei begleitende Studien demonstrieren.